Freitag, 28. November 2008

Zucht und Ordnung

Gerade Adelige sollten eine strenge Schule durchlaufen. So ist denn erstmal Schluß mit lustig, denn gerade das ist es mit einem Hund, der meint, das Szepter in die Pfoten nehmen zu müssen, nicht. Und so war und bin ich sehr froh, bei Martina kompetente Hilfe durch folgende, ernsthaft zu befolgende Ratschläge gefunden zu haben:

"Um eine Verhaltensänderung bei Agressionsproblemen - oder anderen - zu bewirken, sollte man folgende Struktur im Auge behalten:
  • Management: Das agressive Verhalten sollte nicht mehr auftreten, sonst ist die Gefahr groß, dass es sich generalisiert (selbstbelohnendes Verhalten, weil erfolgreich); über einen absehbaren Zeitraum Maßnahmen ergreifen, um die Auslöser für das Verhalten vermeiden.
  • Physiologische Untersuchung: klar abklären, ob physiologische Ursachen bestehen, Fakten schaffen, keine Vermutungen (Achtung: oft heißt keine Diagnose nicht, dass nix ist.)
  • Änderung der eigenen Haltung zum Hund und dessen Verhalten. Diese sollte ausgerichtet sein auf:
    - das Zusammenleben ist ein "Deal"
    - "Nichts im Leben ist Umsonst"
    - "Agieren statt Reagieren"
  • Zur Übung von klaren, engen Grenzen stundenweise Übung wie besprochen (Hund an der Leine muss überall hin mit und bekommt über einen bestimmten Zeitraum von 1-3 Stunden alles vorgeschrieben)
  • Keine Entschuldigungen oder Ursachenforschung mehr!!!
  • Führungsqualität heißt: Zielvorstellung klar definieren, zuerst für sich selber, dann als Aufgabenstellung nach außen - daraus resultiert Klarheit und eben Sicherheit/Verläßlichkeit weil es keine Missverständnisse gibt"

So versuche ich Kleinigkeiten umzusetzen, z.B.:

  • im Treppenhaus geht’s (an der Leine) hinter mir nach oben – is’ gar nicht so schwer; macht das Brackentier bereitwilliger, als ich dachte,
  • der Brackenhintern wird nur nach Gegenleistung durch Platz gekrault (ICH hatte sie vorher zum Kuscheln eingeladen, jawoll),
  • Fanny (jaaa, auch Fanny) musste mir ohne Widerrede in den fürchterlichen Regen folgen (ist durchaus eine Herausforderung, größere mentale Kräfte aufzubieten als dieser süße, kleine Hutzelhund, aber ich hab’s geschafft, jawoll).

Das sind erste Versuche, die beispielhaft stehen, für das was noch kommen mag/muß. Es ist auch klar, daß ich in diesem Sinne die berühmten Zügel erstmal annehmen muß, bevor ich sie ein wenig nachlassen kann. Aber ich gebe auch zu, daß es mir nicht immer leicht fällt, den "Cheffe" rauszukehren. Allerdings ist deutlich spürbar, daß gerade Sabu viel mehr Nähe zu mir sucht, die Kommandos bereitwillig befolgt und sichtlich froh zu scheint, daß ich sie eingrenze. Es gibt ihr spürbar Sicherheit und tut unserer Beziehung gut. Und das mich niemand mißversteht: Dabei wird viel gelobt, gekuschelt und gespielt. Aber ich "male Schwarz-Weiß" und versuche "Grautöne" tunlichst zu vermeiden.

Kastrierte Gräfin oder übergeschnappte Adelige?

Darüber und über der Gnädigsten Allüren hatte sich Sonja folgende Gedanken gemacht:
"Liebe Chris, immer mal wieder schaue ich in den Blog. Es ist schön, so auf die Entfernung doch 'den Kontakt' zu 'Dörte' halten zu können. In der kurzen Zeit ihres Aufenthaltes bei uns schwieg sie sich über ihre edle Abstammung aus – möglicherweise war es ihr peinlich? Wohl kam es auch so zu dem wenig blaublütigen Namen Dörte. Gräfin Sabou: wir entschuldigen uns aufrichtig!
Ob eine Kastration wirklich hilfreich ist weiß ich nicht. Den Zitzen nach zu urteilen ist die Gräfin ja bereits Mutter. Bruno, Sabous zeitweiliger Partner, wurde auch erst mit ca. 2 Jahren kastriert. Das führt heute immer wieder zu Problemen: Er fühlt sich als ganzer Kerl und führt sich auch so auf - manchmal klappts sogar noch ;o) - aber die anderen Rüden erkennen ihn nicht als solchen an. Der Geruch scheint nicht mehr zu stimmen. Also plustern sich auch Kleinsthunde zu echten Kerlen auf, und Bruno wird sauer, weil keiner merkt, was er für ein toller Typ ist. Ähnliches könnte ich mir auch bei der Gräfin vorstellen. Als sie bei uns weilte, hat sie sich ja gut ins bestehende Rudel (unsere zwei und zwei Gasthunde) eingefügt. Aber dann kamen zwei weitere Gasthundedamen dazu und es wurde recht schnell klar Schiff gemacht. Klare Vormachtstellung: Die adelige Dame. Aber trotzdem kam es immer mal wieder zu Schnappereien – jedoch immer nur zwischen den Hunden.
Interessant wäre, in welcher Situation nach dem Gassi-Onkel geschnappt wurde. Vielleicht lässt sich ja daraus etwas ableiten. Am ehesten schließe ich mich Deinem Gedanken an. 'Wenn die Hormone kreisen, geht der Verstand auf Reisen' – warum sollte das bei unseren vierbeinigen Freunden anders sein? Hast Du es schon mal mit Pulsatilla versucht? Isa war nach ihrem Abenteuer mit Bruno auch scheinträchtig. Erst dachten wir, das mache ja nichts, aber sie war schon eine sehr 'leidende Schwangere'. Mit der Einmalgabe von fünf Kügelchen war es dann schnell erledigt. [...]
Sehr herzliche Grüße aus einem total verpieselten Tag von
Sonja – ganz klar auch an Sabou und unbekannte Vierbeiner des Rudels"

Das waren natürlich unerhörte Neuigkeiten. Die Gräfin hatte also in ihrem italienischen Leben einen Liebhaber!! Nun ist natürlich von entscheidendem Interesse, ob Bruno lediglich ein Stallknecht ist oder ebenfalls aus adeligem Hause stammt. Denn wie man an britischen Prinzessinnen sieht, ist es nicht immer gut, sich mit dem Reitlehrer einzulassen. Doch diese Frage konnte standesgemäß geklärt werden. Siehe Baron Bruno

Mittwoch, 26. November 2008

Es ist angerichtet

Aber dann gibt's doch noch was. Denn wenn Unserereiner abends Chips futtert, sollen die Hunde natürlich auch was zum Knabbern haben. Und was ist da besser als ein richtig schöner Rindsknochen.
Ach ja, hat schon irgend jemand etwas von Futterneid gehört? Zumindest diese vier nicht.















Und hier das Dinner in bewegten Bildern (oder besser: mit beeindruckendem Sound):

Montag, 24. November 2008

Tierschutzrelevant

Da ich über's Wochenende arbeiten muß, halten die Gräfin nebst Zofe (Fanny) derzeit Hof beim gemeinen spanischen Landadel (den Galgos meiner Eltern) und nehmen entsprechende Huldigungsgaben in Form von Pansen und Rindsknochen entgegen (siehe Es ist angerichtet) . Eindeutig tierschutzrelevant ist dabei das Verhalten meiner Mama, die für das familiäre Abendessen köstliche Thüringer Wurstbrote mit Hausmacherleberwurst, Thüringer Rotwurst, rohem Schinken, Gehacktem und dergleichen weiteren Köstlichkeiten zubereitet - und das alles ohne zu teilen!





















Samstag, 22. November 2008

Außerirdisch

Ich halte durchaus viel von sog. alternativer Medizin und habe schon sehr gute Erfahrung mit Homöopathie und Bach-Blüten-Therapie gemacht. Dementsprechend hatte ich mir von einer Tierheilpraktikerin Hilfe bei Sabus Scheinträchtigkeit und ihrem damit verbundenen gesteigerten Aggressionspotential erhofft. Am Telefon vereinbarten wir einen Termin, wobei sie mir für den akuten Zustand ein einmalige Gabe von Ignatia in einer C200-Potenz empfahl. Nun habe ich in Sachen Homöopathie ja wirklich nur ein Halbwissen, weiß aber dennoch, daß hohe Potenzen nur in sehr erfahrene Hände gehören und man den "Patienten" durchaus vorher gesehen haben sollte. Gerade in unserem Fall mit Sabus gesteigerten Aggressionspotential hätte eine Erstverschlimmerung nach einer zu hohen Potenzierung fatale Folgen haben können. So entschied ich mich eigenmächtig für eine C12-Potenz, auf die Sabu auch sehr gut ansprach und so deutlich von ihrem "Hormontrip" herunterkam. Auf diese Weise verunsichert ob der Seriosität der Tierheilpraktikerin war ich zunächst geneigt, den Termin abzusagen, hielt aber dann dennoch daran fest. Über das, was ich dabei erlebte, bin ich jetzt noch fassunglos! Sabu ließ den Gast zunächst freundlich und neugierig in die Wohnung, so daß ich ohne Argwohn in die Küche ging, um einen Kaffee zu machen. Als ich zurückkam, hatte Sabu zweimal nach der Tierheilpraktikerin geschnappt. Die Erklärung für dieses Verhalten erhielt ich sofort: Sabu sei kein Hund sondern "fremdbesessen", d.h. eine außerirdische Macht, die Informationen aus unserer Welt abzöge, hätte von ihr Besitz genommen. Nun sei sie durch die Tierheilpraktikerin "erkannt" worden und hätte sich daraufhin durch Schnappen "gewehrt". Diese "Fremdbesessenheit" sei auch der Grund für ihre Beschwerden im Zusammenhang mit der Scheinträchtigkeit. Man müsse zunächst ihr Blut reinigen und sie von diesen Mächten befreien, wobei nicht sicher sei, ob dies gelingt, bevor sie überhaupt auf "hiesige" Medizin, wie Ignatia oder Pulsatilla, ansprechen könne. Zu diesem Zweck solle sie 30 Tage lang spezielle Globuli bekommen, dann könne man weitersehen.
Beim Verabschieden unternahm Sabu einen weiteren Schnapp-Versuch. Diesmal konnte ich sie jedoch gut verstehen und hätte meinem Impuls, ihr Einhalt zu gebieten, gerne widerstanden. Denn eine solche "Diagnose" halte ich für höchst gefährlich. Was passiert, wenn ein Mensch für solche "Erklärungen" empfänglich ist und dadurch u.U. in eine schwere Depression fällt? Wie viele Menschen mag es geben, die durchaus an solche Dinge glauben und meinen, sich davor schützen zu müssen, indem sie den Hund (bestenfalls) unter Angabe irgendeines Grundes in ein Tierheim geben oder gar versuchen, auf drastische Weise das "Fremde" auszutreiben. Das mag man sich gar nicht vorstellen. Und nicht zuletzt geraten dadurch seriöse Tierheilpraktiker und Homöopathen in ein völlig ungerechtfertigtes Zwielicht. Und so versteht sich von selbst, daß ich diese "Therapie" gar nicht erst beginne und mir mir stattdessen konstruktiven Rat suche. Siehe Zucht und Ordnung

Mittwoch, 19. November 2008

Gräfin Cosel erzählt


Es ist hinlänglich bekannt, daß Sabu von besonderem Adel ist. Sie selbst berichtet Folgendes über ihre Herkunft:
"Ich hatte eine Ur-Ur-Großtante, die Schoßhund der Gräfin Mathilde von Tuszien war, welche sich bekanntermaßen in Besitz der Burg Canossa befand. Wie man mir glaubwürdig berichtet hat, sei es auch zu einer Begegnung mit dem ihr befreundeten und in Canossa zeitweilig weilenden Papst Gregor VII. gekommen, so daß auf meiner Familie der besondere päpstliche Segen ruht. Alten Familientraditionen ist darüber hinaus zu entnehmen, daß diese meine Ur-Ur-Großtante Bousa de Cosel, Comtesse du Mont de Canosse, hieß, von der ich letztlich meinen Namen, freilich in leicht modifizierter Form erhielt. Es hält sich auch ein - freilich nur legendarisch überliefertes Gerücht, daß ein späterer Graf, sozusagen einer meiner Ur-Ur-Großonkel, infolge eines Hörfehlers, nicht Comte de Canosse, sondern de Cabanosse war, in Italien mit der Endung -i. Wie es letztlich zur Abwandlung dieser meiner dynastischen Namens-Urform gekommen ist, weiß ich nicht mit Sicherheit auszuführen; etymologisch wie verwandschaftlich sind Beziehungen zwischen Canosse/Cabanosse zu Cosel jedenfalls evident.
Sabou Comtesse de Cosel"

Nebenbei: Wer Gräfin Cosel wirklich war.

Montag, 17. November 2008

Nicht nur eitel Sonnenschein

Es soll nicht verschwiegen werden, daß auch in der Beziehung zu Sabu nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. So mußten wir in der letzten Woche ein neues Kapitel in unserem Zusammenleben aufgeschlagen: Sabu hatte nach Adi, ihrem "Gassi-Onkel", geschnappt. Um zu verhindern, daß dies noch einmal passiert, betreibe ich derzeit Ursachenforschung. Liegt es an ihrer (mittlerweile abklingenden) Scheinträchtigkeit und einer damit verbundenen niedrigeren Reizschwelle? Zeigt sie Angstaggression? Schätzt sie ihren Platz im Rudel falsch ein und meint, alles kontrollieren zu müssen? Ich weiß es (noch) nicht. Wenngleich ich auf Grund meiner Beobachtungen dazu tendiere, in der hormonellen Umstellung durch die Scheinträchtigkeit den Grund zu sehen. Nun gut, ich werde einiges dazulernen müssen.
Ein Rat, den ich in diesem Zusammenhang immer wieder höre, ist, Sabu kastrieren zu lassen. Eigentlich bin ich kein Freund davon. Zugleich ist es nicht einfach, sachliche Informationen zu bekommen, da daß Thema kontrovers und teilweise sehr emotional diskutiert wird. So versuche ich hier mal eine Linksammlung zusammenzustellen, die mir bei meiner Entscheidungsfindung pro oder kontra helfen könne: Im Jagdhundehalterforum habe ich in einem Beitrag eine Mitschrift eines Vortrages von Dr. Udo Gansloßer zum Thema Die Auswirkung der Kastration auf das Verhalten des Hundes gefunden. Auch Dr. Gabriele Niepel stellt die Frage nach dem Für und Wider der Kastration.
Eine mögliche Ursache für aggressives Verhalten kann auch Angst sein. Tieraerzte-pool.de findet, Angst ist eine höchst individuelle Angelegenheit! Die Informationen auf dieser Seite zum Thema Kastration finde ich allerdings zu einseitig.

Samstag, 15. November 2008

Pas de deux zu ebener Erde

Heute, am 15. November, war es noch einmal so warm, daß ich neben den beiden schuftenden Hutzeln im Gras sitzen konnte. Es war wunderschön. In einiger Entfernung galoppierte ein Reiter vorbei ... Lange wird es nicht mehr gehen, dann kommt der Schnee ...

Mittwoch, 12. November 2008

Der Leithund

Ein Einsatzgebiet der Bracke war die Leithundarbeit. Der Leithund wurde zum Bestätigen und Lancieren von Wild, meist Rotwild, verwendet und war ursprünglich eine besonders ruhige, feinnasige und fährtentreue Bracke aus der Meute. Aber im Gegensatz zu den anderen Bracken durfte der Leithund dabei nicht laut werden. So wurde der Leithund in der Oekonomischen Encyklopädie von J. G. Krünitz (1773-1858) beschrieben:
"Leithund, ist bey dem Weidewesen der vornehmste und edelste Jagdhund. Er wird vorzüglich dazu gebraucht, um das verborgene Wild auszuforschen, wo, und in welchem Dickicht es sich aufhalte, welchen Weg es dahin genommen, und wie ihm nun beyzukommen sey; daher ist er auch die ganze Stütze der Kunst eines Jägers. Im Mittlern Latein, Canis ductor; im Schwabenspiegel Laithund; in den alten bayerischen Gesetzen Leitihunt. Gemeiniglich giebt der Jäger seinem Leithunde den Nahmen Waldmann, und wenn es eine Hündinn ist, Waldin oder Hela; indessen leidet diese Regel viele sehr willkührliche Ausnahmen.
Man nimmt einen gemeinen Jagdhund dazu, doch, muß er von guter Art seyn, wohl proportionirt, nicht hochbeinig, die vordern Läufe etwas kürzer, als die hintern, und dabey einen etwas langen Hals, damit er gut und bequem stets mit der Nase an der Erde seyn kann; Brust und Kreuz müssen stark seyn, so wie auch die Ruthe stark und herabhängend; der Kopf dick, ein dickes Maul und weit offen stehende Nasenlöcher, lange, breite, herabhängende Ohren, welches überhaupt einen Jagdhund zieret, und aldann sieht man gerne darauf, wenn er gut gezeichnet ist.
Die Leithunde werden von Jugend auf dazu gewöhnet, daß sie nicht bellen oder anschlagen, wodurch sie bey der Arbeit das Wild verstören würden; daher bindet man sie dort an, wo die meisten Menschen sind, um sie daran zu gewöhnen. Wenn sie noch klein sind, sind sie sehr blöde, und erschrecken, oder fürchten sich vor allem, verkriechen sich zum öftern ins Stroh, schreyen, sind scheu, und müssen daher wohl in Acht genommen werden, daß man sie nicht schlage, oder von andern Hunden beißen lasse, sondern man liebkoset und streichelt sie, welches sie gerne haben, und machet sie also von Jugend auf mit Freundlichkeit und Sanftheit zum Führen bändig.
Mit ihrem Fraße muß man sehr sorgfältig verfahren, damit sie nicht zu fette und zu nasse Kost erhalten, so wie auch nicht viel Fleisch, weil sie nur zu gewisser Zeit des Jahres zu arbeiten haben, und übrigens ruhen, sonst triefende Augen erhalten, auch zu fett und träge werden. Da sie indessen jederzeit satt werden, und bey Kräften bleiben müssen, so giebt man ihnen völlich Brod und Wasser, zwischendurch auch Milch, und manches Mahl etwas Fleischbrühe über die Brodbrocken. Meiner Meinung nach ist ihnen aber auch etwas Salz zuweilen sehr gesund, welches den Schleim in ihrem Magen auflöset, und dieses bringet man ihnen sehr leicht bey. Man brockt Brod in eine Schüssel, streuet Salz darauf, und gießet kochendes Wasser darüber; dies wird zu einer Art von Suppe, die aber dennoch dick und steif, voller Brocken bleibt, welche sie sehr gerne fressen, darauf saufen, gute Eröffnung haben, und munter werden.
Einige Jäger kochen den Leithunden Fuchszungen, wenn sie wegen Mangel der Bewegung nicht fressen wollen, oder bringen ihnen auch Coriander in Käse oder Butter bey. - Ersteres Mittel ist ganz unnütz, indem nach neuern Untersuchungen die Fuchszunge weiter nichts leistet, als jede andere Zunge, sie möchte dann stark eingesalzen seyn - und da wäre alsdann doch das Salz, wie ich vorher anführte, mit dem Brod vermischt, viel besser angebracht. Andere nehmen auch Pfeffer, welches seiner Schärfe und Hitze wegen besonders den Hündinnen nicht gut ist. Es greift der Pfeffer ihre Nerven zu sehr an, und benimmt ihnen die Wollust; sie werden auch schwach darnach, wie ein Mensch nach hitzigen Würzen und Getränken, und wenn sie in der ersten Viertelstunde der Arbeit auch rasch sind, so verliert sich diese Raschheit hernach sehr bald. Setzt man aber überhaupt die Pfeffer=Cur mit ihnen bey jeder Gelegenheit fort, wenn sie nicht fressen wollen, so verdirbt man sie ganz; sie werden schwach und unbrauchbar.
Oft giebt man den Leithunden Genuß von einem Wilde, wenigstens so oft als mans haben kann, und wäre es auch nichts weiter, als Schweiß, wodurch sie in der Eigenthümlichkeit des Hirschgeschlechtes, und der wilden Schweine gerecht werden, wovon weiterhin noch mehr gesagt werden wird, da dieses ein nothwendiges Stück bey einigen Leithunden ist.
Man gewöhnet die Leithunde von Jugend auf dazu, daß man sie vor sich her führet, und zwar an einem Seil, oder Riem, der manchmal 24 Fuß lang ist, und dieses geschieht zuerst auf anmuthigen Feldern und grünen Rasen, wobey man aber aufs sorgfältigste zu verhüten sucht, daß sie keinen Hasen, Füchsen u. d. gl. nachspühren. Einige Jäger blenden ihnen sogar in der Jugend schon die Augen mittelst eines braunen Staubpilzes, oder Bofistes, damit sie mehr mit der Nase suchen, als mit den Augen herumsehen, und die Fährte nicht so leicht verlieren. Zu diesem Ende reiben sie ihnen auch die Nase mit altem Käse ein, damit sie solchen ablecken, die Nasenlöcher reinigen, und also ihre Geruchsnerven stärken.
Der Leithund muß stets anliegen, allein, wenn es im Winter zu kalt ist, nimmt man ihn von seiner Hütte weg und bringt ihn in ein wärmeres Behältniß; zu Anfang des Aprils legt man ihn wieder an die Kette, damit er mit desto besserm Nutzen im May und Junius bey schönen stillen Morgen gearbeitet werden könne. Um diese Zeit hat das Wildbret gemeiniglich schon abgehäret, und giebt nicht so außerordentlich starke Witterung, als vor und bey der Härung, wobey man den Hund nicht wohl mit der Nase an dem Erdboden halten kann, weil er bey der starken Witterung gerne und lieber mit dem Winde suchet. Kalte rauhe Luft aber dämpfet und vermindert die Witterrung. Im Julius und August finden sich schon häufig Winde ein, die die Witterung vertreiben, so wie im September die Hirschbrunst angehet, und das Gras zu hoch gewachsen ist.
Die Frühlingszeit, in welcher der Leithund gearbeitet wird, nennt man die Behängenszeit, und das Arbeiten des Hundes geschieht auf folgende Weise: Der Jäger zieht früh Morgens, wenn das Wildbret oder die Hirsche zwey bis drey Stunden von den Feldern schon zu Holz sind, mit dem Leithunde, seiner Halsung und dem Hängeseil, vor dem Holze an den Feldern und Wiesen hin, löset den zusammen gewickelten Riemen oder die Tocke von einander, nimmt den Leithund an dem Hängeseil mit der rechten Hand, einem Bruch von frischem eichenen Laube in der Linken, zieht damit ferner fort, und läßt das Hängeseil schleppen. Anfänglich muß der Jäger den Leithund auf dürren Leeden, und trocknen harten Plätzen, wo er den Thauschlag nicht sehen kann, arbeiten: denn wenn ein solcher Hund zuerst und zwar zum öftern auf eine frische Fährte, die er sehen kann, gearbeitet wird, und man kommt hernach mit ihm auf harte Leeden oder Kieß und trockne Felder, wo die Witterung subtiler ist, und man wenig oder gar nichts sehen kann, so sällt er solche entweder gar nicht, oder doch wenigstens kaltsinnig an, und sucht nicht weiter fort. Wenn nun der Leithund so weit gebracht ist, daß er richtig sucht, und nichts übergeht, so spricht man ihm immer freundlich zu. Die alten, an den Gesetzen der Alefanzereyen noch gewöhnten Jäger sagen gewöhnlich: He! He! Hin! und wiederholen solches zum öftern.
Hitzige junge Hunde, die ohnehin schon starke Begierde zum Suchen haben, werden durch vieles Zusprechen bald laut, welches ihnen hernach schwerlich abzugewöhnen ist. Faule Hunde hingegen muntert man durch öftern Zuspruch desto besser auf, daß sie die Fährte mit mehr Lust und größerem Fleiße suchen. Wenn der Hund eine Fährte findet, steht der Jäger stille, und giebt dem Hunde das Hängeseil mit leiser Hand willig nach, zu sehen, was er thut. Beharret er hierauf, und man hat die Fährte als richtig erkannt, so liebet man den Hund ab, das heißt, man schmeichelt und streichelt ihn mit der Hand und dem eichnen Bruche. Altmodische Jäger sagen alsdenn: Was da? mein Mann, was schleichet daher Gesellmann? -
Wenn der Hund ferner an der Fährte fest beharret, läßt man ihn am Hängeseil hinausfahren, und solche Fährte wiedersuchen. Hat man dies etliche Mahl gethan, und gesehen, daß er die Fährte stets wieder aufnimmt, so hilft der Jäger ihm mit der linken Hand unter dem Halse etwas empor, daß er gestreckt stehet, liebt ihn wieder ab, und bestreicht ihn mit dem eichenen Bruche die Augen, und überhaupt das Gesicht, und legt alsdann den Bruch auf die Fährte, wodurch dem Hunde die Witterung davon benommen wird. Hierauf trägt man ihn ab, das heißt, der Jäger nimmt den Hund auf, und trägt ihn eine Strecke von der Fährte seitwärts weg, wo keine Fährte ist. (Man sehe den Art. Abtragen.) Kann man Schatten haben, so ists desto besser, um daselbst den Hund angebunden etwas ausruhen zu lassen.
Während des Arbeitens des Leithundes hütet man sich aber, daß man mit demselben auf keine gebrannten Stätte, Heideplätze, Kohlbrennerflecke, noch an einen andern Ort, wo viel Blumen stehen, oder ein Gestank von Theer= und Pechöfen, Aas und Luderplätzen, Flachsröften, viel frischer Mist und dergleichen ist, hinkomme, weil solches dem Hunde an der Witterung schädlich ist, und seine Nase dergestalt einnimmt, daß er die reinen Dunsttheilchen der Fährte nicht ganz empfinden kann. Eben so läßt man auch den Hund nicht gerne wider den Wind suchen, weil dieser ihm den Geruch von dem Wilde entgegen bringet, woher er mit der Nase in die Höhe gehet, und die Spur fahren läßt. Eben dies ist auch der Fall, wenn man den Hund mit zu langem Hängeseil an Sträuchen, Schilf, Getreide oder langem Grase führet, wobey er auch immer den Kopf in die Höhe richtet, um sich umher sehen zu können, worüber sie endlich die Fährte gar vergessen. Hier muß man ihn auch kurz halten, und wenn er gar Wild siehet, mit dem eichenen Bruch verblenden oder ablieben; ist er aber hartnäckig, so schnellet man ihn mit dem Hängseil. (Dieses wird die Figur 4519 vorstellig machen.) Wenn aber gegen Mittag, etwa um 10 Uhr oder auch weiter hin die Hitze zunimmt und die Fährte austrocknet, der Leithund auch matt geworden, so wird mit demselben wieder nach Hause gezogen, und die fernere Arbeit auf den andern Tag versparet.
Der Leithund muß auch auf der Wieder= oder Rückfährte gearbeitet werden, und zwar deßhalb: Man hat oft bey hartem Wetter nicht so viel Platz, daß auf des Thieres Eingang zu Holze Erkenntniß der Tritte zu finden ist, und man es folglich nicht genau ansprechen könne, be. sonders da ein laubiger und grasiger Boden solches selten zuläßt; in dieser Hinsicht läßt. der Jäger gleich den Hund auf der Rückfährte arbeiten, und solcher so lange nachhängen, bis er genugsame Kenntniß und Zeichen findet; weßhalb denn auch der Hund gleich Anfangs beym Ausführen, zu solcher Wieder= oder Rückfährte, weil er sie ohnedies nicht gerne sucht, da sie schon kälter und von schwächerer Witterung wird, zu gewöhnen und zu arbeiten ist. Bey Jagd= und Hühnerhunden ists aber ein großer Fehler, wenn sie Rückfährte jagen, da man ihnen alsdann mit der Peitsche entgegen kommen und sie zurückjagen muß.
Gemeiniglich sind die alten ausgeführten Hunde, nach der Jägersprache, die schon verschiedene Behänge auf sich haben, das heißt, die schon verschiedene Jahre gearbeitet sind, woher ihnen die Hitze bereits vergangen, und die wegen blöder Augen nicht sehen, sondern sich allein auf ihre Nase verlassen müssen, die besten zum Gebrauch.
Ist ein Hund von guter Art aber etwas träge, und man will ihn begierig machen, so kann es nicht schaden, wenn man ihn einigemahl hinter dem Hirsch zu jagen erlaubet.
Wenn ein Hirsch oder ein Thier mit vielen Wiedergängen den Jäger irre machen wollte, so muß er solches weitläuftiger beziehen, bis er alle Ein= und Ausgänge um den Dickicht eingeschlossen hat, und keine Fährte wieder herausfindet. Ist dieses geschehen, so sagt der Jäger: er hat einen jagdbaren Hirsch bestätiget, und steckt sich (sich selbst krönend -) an diesem Tage einen Eichenbruch auf den Hut. - Diese Gewohnheit rührt wahrscheinlich noch von den ältesten Zeiten her.
Bey diesem Bestätigen mit dem Leithunde ist aber noch solgendes zu merken: Es muß vornähmlich der Jäger sobald er den Hirsch oder das Thier zu Holze gerichtet (gesuchet) hat, und ehe er demselben im Holze oder sonst vorgegriffen, und wo es stecken bleibet, erfahren will, dieses wohl in Acht nehmen, daß er fürs erste ausmache, woher dasselbe komme, und ob dieses der erste oder letzte Gang sey. Hat er nun Gewißheit von dem Gange, daß er der einzige zum Dickicht sey, so muß er ihn alsdann im Dickicht um diese Gegend, wo er glaubet, daß solches am liebsten bleibe, vorgreifen; findet er die Spur wieder über den Weg, so schlägt er abermahl vor, findet sich die Fährte nun nicht, so bleibet der Hirsch oder das Thier daselbst; gehet es aber wieder über den Weg, und wechselt zurück, fünf, zehn und mehrere Mahle, so hat er sich daran nicht zu kehren, sondern besbachtet die Gänge ganz genau, wieviel deren gethan worden. Sind es 4, 6, oder 8 an der Zahl, so nennt sie der Jäger gerade Gänge, und er hat den Glauben, daß der Hirsch oder das Thier alsdann zurückbleibet, wo es anfangs hergekommen; sind aber die Gänge ungerade, als 3, 5 oder 7 und so fort, so hält der Jäger es für gewiß, daß der Hirsch dort stecke, wo er hin gewollt hat.
Ist aber die Gelegenheit des Reviers so beschaffen, daß der Hirsch von einem Feldholze zum andern, etwa auf einen Schlag im Geäse, oder vom Holze zum Getreide, und wieder zurückginge, und also der Weidmann gerade Gänge hötte, so muß er, wenn er zumahl nicht weiß, ob eram vorigen Tage in diesem oder jenem Holze, oder im Getreide gestecket hat, wohl aufmerken, welchen Gang der Hund am liebsten suchet, und vornähmlich, wie der Thau gefallen ist; denn, ist der Hirsch vor dem Thau zu Holze gekommen, so dämpfet der Thau die Witterung in der Fährte dergestalt, daß oft der Hund den ersten Gang eben so gern als den andern suchet.
Es geschieht aber auch, wenn der Hirsch, da er erfüllet, (man sehe den Art. Erfüllen, Erfüllung,) nur aus Wollust auf einen Schlag *Schlag, Hauung, Gehäu, ist entweder der Ort, wo man Holz schlagen lassen will, oder wo der Holzschlag schon geschehen, oder ins Feld gehet, und daselbst schläget, *
Wenn vom Hirsche gesagt wird, daß er in einem Holze oder auf dem Felde schlage, so heißt solches, daß er, mit dem Geweihe in die Erde, in Ameisenhaufen und in den Sulzen tobe, mit den Läufen scharre und dergleichen mehr. Der Hirsch thut solches aber entweder aus Lust oder aus Grimm, da er alsdann sein Gehörne reiniget und abschleifet. Sonst heißt auch schlagen beym Hirsche, wenn er mit seinem Gehörne Menschen und Hunde beschädiget.
alsdann aber gleich wieder zu Holz eilet, daß die Suche der Gänge einander fast gleich ist, da hat alsdann der Jäger wohl vorzugreifen, und nachzuhängen, wo etwa der Hirsch geäßet oder geschlagen, und diese Gänge genau zu untersuchen - dann erst wird er finden, welches sein erster und letzter Gang sey; ja er kann, nachdem die Sonne wieder etwas in die Fährte geschienen, auch wieder darauf ziehen, und er wird finden, wenn der Thau etwas abgetrocknet, und die Witterung aus dem Tritte wieder in die Höhe steigen kann, daß der Hund solche nun lieber, als des Morgens suchen wird. Alles dieses muß der Jäger, welcher nur irgend etwas leisten will, mit Beurtheilungskraft und unermüdeten Fleiße lernen, und hernach ausüben.
Eine ähnliche Bewandtniß hat es im Winter mit den Kreisen, es sey rothes oder schwarzes Wildbret, Wölfe, Luchse, oder Füchse u. s. w. Auch hier nimmt der Jäger die geraden oder ungeraden Gänge genau in Obacht, auch, wo ein Thier den vorigen Tag geblieben, oder wo es in derselben Nacht herkommt.
Wenn nun zwar noch bis jetzt von den mehresten Jägern und Jagdliebhabern behauptet wird, daß man von der geraden oder ungeraden Zahl der Gänge ganz sicher auf den Aufenthaltsort des Wildes schließen könne, so habe ich auch dieses deßhalb hier als eine Regel der Jäger, die noch immer befolgt wird, niedergeschrieben. - Ich versichere aber, daß ich ganz andrer Meinung bin, und überhaupt nicht glaube, daß ein wildes Thier, dessen Gänge von so mannigfaltigen innern und äußern Ursachen abhängen, sich an einer geraden oder ungeraden Zahl der Gänge binden könne. So oft habe ich, da von Jugend auf das Jagdwesen mein größestes Vergnügen war, abergläubigen - und mit ihrem Verstande in Jagdformalitäten gehülleten Jägern ein anderes gezeigt. Sie hatten alsdann aber immer Ausreden, sie mochten gehauen oder gestochen seyn. - Es geht in der Jägerey eben so, wie in manchen Stücken der Theologie. Die Lehrer welche an finstere skeptische Systeme oder gar an Sprüchlein aus den Kirchenvätern und Gesangbüchern gewöhnt sind, und mit diesen Schwertern fechten, sind freylich auch Lehrer, und lehren - viel abgeschmacktes Zeug, welches noch immer von vielen Lehrlingen, die nicht denken sondern bloß lernen und nachbeten, gierig verschlungen wird, allein Verstand der sache und Wahrheit fehlen hier ganz. So geht es auch dem Weidemanne, der einen in Vorurtheilen und Aberglauben gehüllten Lehrprinzen gehabt. Viele Jäger glauben aber an alles das nicht, allein, sie bedienen sich solcher Lehren und Grundsätze häufig, um Unkundige im Jagdwesen von der Fährte und überhaupt einem Revier abzuziehen, damit diese theils nicht sehen, was für Wild, und wieviel im Dickicht sich verborgen hat, theils auch, um das Wild nicht unnützerweise aufjagen und anschießen zu lassen.
Es geht sogar so weit, wenn Jäger wissen, daß ein Fremder, ein Liebhaber oder auch die Herrschaft selbst einen Tag jagen wird, daß sie alsdann groß und klein Wilbret von dem Reviere, wo es sich sonst aufhält, vorscheuchen, und in ein benachbartes Revier zu treiben suchen, wo sie mit dem Jäger des Reviers schon überein wissen. Die Herrschaft, oder wer sonst jetzt jägt, muß sich nun durch den Augenschein überzeugen, daß auf dem Revier wenig Wild vorhanden sey, daß der Jäger also kein Wild heimlich verkaufen, auch der Herrschaft nur wenig liefern, folglich auch wenig Schießgeld verdienen könne, woher die Herrschaft sich oft genöthiget sieht, entweder das Schießgeld oder den Lohn zu erhöhen. Solche und andere ähnliche Streiche fallen bey der Jägerey nicht selten vor.
Wenn es eine Nacht hindurch geregnet hat, so sucht der Leithund den Morgen darauf nicht so gut als sonst, und hiervon ist die Ursache, weil die häufige Nässe nicht allein von dem Wilde selbst, sondern auch zwischen den Schalen die Witterung wegspühlet. Es ist bey diesen Fällen am besten, mit dem Hunde gar nicht auszuziehen, eben wie beym Winde und kalter Luft, weil alles dieses die Witterung des Wildes vermindert. Der Wind verschlägt dem Hunde die Witterung so sehr, daß er immer unbeständig mit der Nase ist. Ists wider den Wind, so greift er nicht zur Erde, ist mit der Nase bald hoch, bald niedrig, so wie ihm die Witterung entgegen kommt, wodurch selbst ein guter Hund, wenn solches oft geschieht, sehr leicht verdorben wird.
Ein junger Leithund darf nicht im tiefen Acker, oder Getreide, oder hohen Grase gearbeitet werden; denn, es ist des Wildes Witterung welche es in die Fährte eindrückt, so beschaffen, daß, je tiefer es in die Erde eindringt, oder, je mehr es an Getreide oder Gras anstreichet, der Hund desto stärkere Witterung von demselben findet, weil die zwischen den Schalen befindliche Feuchtigkeit, welche fast immerwährend nässet, wenn das Thier tief eintritt, und also mit gespaltenem Fuße gehet, von der Erde so stark angenommen wird, daß ein Hund die Witterung davon allzustark empfindet, auch die Tritte meistens sehen kann. Wenn nun der Hund erst, und zum öftern auf solchen Fährten gearbeitet wird, und man kommt mit ihm hernach auf harte Leeden, wo es schon schwächere Witterung giebt, so fällt er solche manches Mahl gar nicht, zuweilen aber nur sehr kaltsinnig an, sucht nicht fort, und es ist unmöglich mit ihm etwas zu Holze richten zu können.
Eben so zieht der Jäger auch nicht an allen Orten mit dem Hunde dem Holze zu nahe, denn es ist ihm nicht unbekannt, wenn ein Thier zu Holz will, daß solches allezeit vor dem Holze einen Wiedergang thut, oder vor Holze scherzet, wie die Jäger sagen, zumahl beym Regen oder starken Thau; eben so wird auch mehrmahls solcher Platz vor dem Holze von Hasen, Füchsen, Dachsen und dergleichen. beschmeißet und die Losung zurückgelassen, woher der Hund gerne zu Holz eilet, und solches Geschmeiß schmecken will. Hiervon muß der Hund so viel möglich abgezogen werden, damit er wieder zur Erde greife, und die Fährte des Wildes nicht übergehe. Ist dieses nicht, so bleibt der Hund in einem Schwarme, und es wird nichts ausgerichtet. Daher bleibt man in solchen Gegenden 20 bis 30 und noch mehrere Schritte vom Holze entfernt.
Im Herbst wird der Leithund häufig von des Rothwildes Fährten abgewöhnet, und zum Sauspüren umgearbeitet. Es ist schon oben erwähnet, je wärmer und angenehmer der Morgen ist, daß die Suche der Hunde auch desto besser sey; dieserhalb kann im Herbst bey kalten und reifenden Morgen, da des Wildes Witterung in der Fährte wieder schwächer wird, desto leichter ab=hingegen auch eher auf die Schwarzwildes Fährten geführet werden, weil die Sau eine ungleich stärkere Witterung in ihrer Spur giebt, indem sie jedes Mahl mit Schalen und Geäfter den Erdboden bedrückt. Wenn nun gleich ein Hund so weit nicht zu bringen ist, daß er in solcher Zeit die Rothwildes Fährten ganz verlassen und nicht anfallen sollte, so muß um desto eher der Jäger wahrnehmen, was der Hund anfällt, und ihn alsdann nach Befinden strafen oder lieben.
Ich habe oben gesagt, daß der Leithund stets angelegt seyn müsse; außer den schon angeführten Gründen wird der Jäger auch deshalb dazu gezwungen, damit der Hund nicht in die Küchen komme, und alle Töpfe und Schüsseln, worin Heißes oder Kaltes, Saures, Süßes, Fettes, oder andere ihm schädliche Sachen befindlich sind, durchschnüffeln, welches der Feinheit seines Geruchs schadet. Man führet ihn auch außer der Behängenszeit öfters spatzieren, wo Menschen und Vieh sich befinden, damit er auch daran sich gewöhnet, und sich, wenn es zum Vorsuchen gehet, sich nicht nach allem, was ihm vorkommt, umsiehet, aber auch gehörige Bewegung habe, und nicht den Appetit verlieret. Herr von Göchhausen schlägt in seinen Jagd= und Weidwerks Anmerkungen vor daß man unter andern Appetit machenden Mitteln (unter welchen er auch Käse, und frische Fuchszunge gekocht und Coriander mit Butter rechnet,) dem Hunde Krebsschalen, so wie auch Hasenbälge in Milch gekocht, geben soll, und hält dieses für einen gesunden Fraß der Leithunde.
Wenn man mit einem jungen Hunde ein, zwey, oder höchstens drey Mahl in einem Tage auf die Fährte gekommen, so ist es für den Tag schon genug; und ist man etliche Mahl alle Tage hinter einander mit dem Hunde ausgezogen, so muß man ihn hernach einen Tag um den andern arbeiten, wenn es die Witterung leidet. Fällt er nun aber, wie es fast alle junge Hunde thun, andere Fährten an, die er nicht suchen soll, so muß man ihn deßhalb nicht gleich schlagen, sondern man zieht ihn nur mit glimpflichen Worten davon ab. Ein harter Hund, wenn er nicht recht thut, kann wohl zuweilen mäßig mit dem Hängeseil geschnellet werden, welches man bey einem weichen Hunde aber ganz unterlassen muß.
Hat ein Hund schon zwey Behänge auf sich, das heißt, ist er schon zwey Jahre gearbeitet worden, so muß er schon so viel thun, daß man sich einigermaßen auf ihn verlassen kann. Im dritten Behänge aber muß er vollkommen gut und gerecht werden, daß er, wenn er zeichnet, genau die Fährte mit der Nase habe, darein zeige und stehen bleibe, und den Kopf in die Höhe werfe, bis man zu ihm gehet, auch nicht eher wieder fortschießet, bis man ihm zuspricht.
Es wird unter den Weidemännern sehr oft noch die Frage aufgeworfen und bestritten: Ob ein Jäger an seinem Leithunde merken könne, was er suchet - und ob er einen Unterschied an ihm bemerket, wenn er die Fährte eines Hirsches, oder eines Wildbrets habe? Im Ganzen betrachtet gehöret die Frage mit unter die sonderbaren, wohin auch diejenige zu rechnen ist: ob der Jäger an der Fährte des Thieres erkennen könne, was es trage, ein Hirsch= oder ein Wildkalb? - Wenn nun gleich der Jäger so hirschgerecht als möglich ist, so kann er im letzteren Falle doch nichts weiter bestimmen, als daß die Fährte von einem tragenden Thiere sey. Was aber die erste Frage betrifft, so müssen zur Erkenntniß der Sache mehrere Sinne zusammenfließen, und, man schließet aus Erfahrungssätzen; denn von einem Hunde kann es nicht verlangt werden, einen bestimmten Unterschied (wie Hühnerhunde bey Hasen und Hühnern angeben) zu zeigen. Bringt man den Leithund nur dahin, daß er keine Fährte übergehet, auch dieselbe nicht verdrossen, sondern munter fortsuchet, und den Tritt des Thieres zeiget, so hat der Weidemann genug, und es kommt ihm als einem vernünftigen Menschen zu, nach seiner erlernten Wissenschaft zu erkennen, ob es Hirsch, Thier, oder Sau sey; denn bey Rehen, Hasen, Füchsen und dergleichen mehr, ist ohnehin an einem geführten Hunde gar bald zu merken, was er suchet, weil ihn die Unstätigkeit seiner Nase gar bald verräth.
Wenn aber ein Jäger seinen wohlgearbeiteten Hund genau kennet, und dieser kommt im August, wenn der Hirsch sich der Brunst nähert, auf die Fährte eines guten Hirsches, so kann er sehr wohl merken, was der Hund anfällt, ob es Hirsch, oder Wildbret sey; denn, ein alter, geführter Hund giebt jetzt solches sehr merklich zu erkennen, ohne daß ihm dergleichen von dem Jäger beygebracht worden. Er greift stets von einem Tritt zum andern, ist viel herzhafter und munterer, als beym Suchen des Wildes, und zeigt auf die Tritte mit der Nase, ohne langes Herumfahren viel eher, giebt sich alsdann auch eher in die Höhe, als beym Thiere, weil der feiste Hirsch in solcher Zeit immer eine weit stärkere, kräftigere und dazu bockendere Witterung hat, als das Thier. Der Hund, wenn er auch gleich schon vernünftig ist, ist beym Arbeiten viel hitziger, als sonst, und man hat zu thun, wenn man ihn abliebt, da er dabey außerordentlich freudig ist, ihn abzuhalten, daß er nicht ausgiebt (oder bellet). Es kommt also in diesem Stücke alles darauf an, daß der Jäger seinen Hund - und der Hund seinen Jäger verstehe und kenne, und es bleibt also diese Frage immer unter den überflüssigen zurück, und gehört eigentlich nicht zu denen, welche man einem sonst hirschgerechten Jäger vorleget; indem ein Jäger ohne diese (sonst recht gute) Beobachtung, wenn er sonst seinen Hund gebührend arbeiten, seinen Hirsch oder sein Thier ansprechen und bestätigen kann, als ein hirschgerechter Jäger immer angesehen wird, und werden muß."

Montag, 10. November 2008

Letzter warmer Herbsttag

Heute war es noch einmal so warm, daß ich allein mit einem T-Shirt und der ungefütterten Jacke bekleidet, nicht fror. Und das Mitte November. Dieses herrliche Wetter haben wir natürlich ausgenutzt und waren zweieinhalb Stunden mit dem Radl an der Isar unterwegs.

Sonntag, 9. November 2008

Das Brackentier

Was ist das eigentlich für ein Hund, den ich da mein eigen nenne? Oder anders herum: Was für ein Hund hat mich da zum Frauchen erkoren? Petit Bleu de Gascogne gehören der FCI-Klassifizierung Gruppe 6 an (Die Fédération Cynologique Internationale ist die Weltorganisation der Kynologie) und sind somit Lauf- und Schweißhunde oder kurz Bracken.
Bracken sind Nasentiere, die ihre Nase einsetzen wollen bzw. müssen, um glücklich und zufrieden zu sein. Die Nase dieser Hunde befindet sich üblicherweise am Boden. Instinktiv weiß das Brackentier, was es mit dieser geruchlichen Information anzufangen hat. Bracken sind selbstständig arbeitende Hunde, die zwar in der Regel sehr führerbezogen sind, jedoch auch kein Problem damit haben, über einen längeren Zeitraum - Stunden bis Tage - und mit großer Distanz zu ihrem Menschen - ein bis einige Kilometer - eine Spur auszuarbeiten. Und da sie so selbständig arbeiten und handeln müssen, ist es auch mit der Erziehung anders als bei anderen Rassen. Während so manche Rasse einen Befehl blindlings und ohne Nachzudenken ausführt, legt eine Bracke erst mal die Stirn in Falten, denkt drüber nach, wieviel Sinn dieser Befehl in diesem Augenblick in dieser konkreten Situation macht und führt ihn dann aus - oder eben nicht, je nach dem, ob der Befehl aus Brackensicht sinnig ist oder nicht.