Sonntag, 17. Januar 2010
Sabu ist müde oder Der Laufhund-Supergau
Zwei Tage ist es her, daß ich in größter Sorge war, ob ich Sabu heil wiedersehe. Wir waren auf der Flughafennordseite am Tor 20 unterwegs. Sabu lief wie (fast) immer frei und mit tiefer Nase ca. 20 m neben und zu mir Kontakt haltend im freien und verschneiten Feld. Auf der anderen Seite startete ein Flieger, so daß ich mir noch dachte, wenn ich sie jetzt rufen müßte, könnte sie mich gar nicht hören. Und in diesem Moment passierte es: Sie stolperte förmlich über einen Hasen und war binnen Sekundenbruchteilen gemeinsam mit Fanny auf und davon. Rufen, pfeifen oder der Einsatz des Sprühhalsbandes wären zwecklos gewesen, der Adrenalinkick machte beide taub. Darauf vertrauend, daß sie - wie schon erlebt - recht schnell zurückkommen würden, machte ich mir noch keine großen Gedanken. Doch als selbst Fanny nach einer halben Stunde noch nicht zurück war, stieg aus der Magengegend Panik auf. Eine geschlagene Stunde verging, bis - Gott sei Dank - zumindest die Hutzel wieder auftauchte. Gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach Sabu. Wie sich später herausstellte, zeigte mir Fanny tatsächlich die richtige Richtung an, in die Sabu verschwunden war. Doch durch das Dickicht konnten wir ihr unmöglich folgen. So hielten wir uns am Flughafenzaun und begegneten nach kurzer Zeit einer Polizeistreife, die versprach mich anzurufen, wenn sie Sabu finden würden. Nach kurzer Zeit erhielt ich tatsächlich Nachricht, daß sie sie ca. 2 km weiter östlich von uns und in unsere Richtung laufend, gesehen hatten. Wir nahmen die Beine in die Hand, doch von Sabu war weit und breit nichts zu sehen - sie blieb verschwunden. Etwa eine dreiviertel Stunde später und als ich gerade einen Diensthundeführer der Polizei, den wir ebenso zufällig getroffen hatten, darum bat, die Augen offenzuhalten, konnte ich sie in nicht allzu weiter Entfernung hören. Kurze Zeit später hatte ich sie aus dem Dickicht gesammelt. Sie war völlig "von der Rolle": erschöpft, ausgelaugt, fix und fertig und wohl kräftig im Unterzucker. Und das Auto parkte in gut 3 km Entfernung. Nach insgesamt vier Stunden kamen wir wieder dort an. So lange hatte unser Spaziergang nicht dauern sollen. Mit sprichwörtlich letzter Kraft sprangen beide in ihre Box und fielen zitternd in sich zusammen - unfähig, sie vor der heimischen Haustür selbständig wieder zu verlassen. Sabu war am Ende. Ihre Pfoten und Gelenke waren dick geschwollen und heiß, die Brustwarzen dunkelrot und groß wie Knallerbsen. Ich habe noch nie Erfrierungssymptome gesehen, aber so stelle ich mir diese vor. So schnell wie sie Stunden zuvor den Hasen hochgemacht hatten, setzte nun der Tiefschlaf ein.
Als ich drei Stunden später wieder nach Hause kam, lag Sabu noch immer an der Stelle, an der sie sich beim Nachhausekommen niedergelegt hatte. An Aufstehen war nicht zu denken, geschweige denn an eine normale Begrüßung, bei der sie mir sonst laut jodelnd entgegen kommt. Doch der Tierarzt konnte Entwarnung geben. Sie hatte kein Fieber, und auch der Kreislauf war stabil. Die Pfoten schwollen allmählich ab und Beine wollten ganz langsam wieder gehorchen, so daß sich zunehmend Erleichterung, ja vielleicht sogar ein wenig Humor breitmachte. Wie sehr ich mir in den letzten Tagen gewünscht hatte, daß sie endlich mal wieder rechtschaffen müde wäre, erzählte ich unserem Tierarzt. Er machte mir Mut, daß Sabu in 24 Stunden nach dem nächsten Hasen fragen würde, worauf ich ihn um ein Mittel bat, daß ihr Erschöpfungszustand doch vielleicht ein wenig länger anhalten möge. Heute, nach zwei Tagen bessert sich ihr Gangbild allmählich, doch mangelt es noch erheblich an Eleganz. Und auch das Vertrauen, sie frei laufen lassen zu können, ist erstmal dahin. So ist dieser Hund Arbeit, Arbeit, Arbeit ... und dies in erster Linie an mir selbst. Die Lektionen sind Einfühlungsvermögen, Konsequenz sowie Geduld, Geduld, Geduld.
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