Montag, 15. Februar 2010

Sabu wird kein Rettungshund

Über die Trailerei, insbesondere in der Staffel, habe ich hier nie viel geschrieben, weil ich es einfach nicht an die große Glocke hängen wollte. Dabei macht mir das Trailen unheimlich viel Freude, es ist faszinierend und bringt mich immer wieder zum Staunen. Das ganze auch noch in einer Rettungshundestaffel mit einem konkreten Ziel - der Einsatzfähigkeit des Mensch-Hund-Teams - zu betreiben, ist fast nicht zu toppen. Doch jetzt ist eine Entscheidung gefallen, die mir nicht leicht gefallen ist. Nach langem Überlegen habe ich gestern folgende Mail an unsere Staffel geschrieben: "Hallo Ihr alle, es hat sich schon lange angedeutet, und Ihr ahnt es sicherlich schon ebenso lange: Ich steige aus der Staffel aus, weil ich es zeitlich definitiv nicht mehr schaffe [...] Hinzu kommt ein Aspekt, um den Ihr genauso wisst, nämlich dass sich Sabu nicht so entwickelt hat, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte. Ein Laufhund sollte es sein, der sich für’s Trailen eben besonders gut eignet. Daß über die gute Nase hinaus die Affinität zum Menschen die vielleicht noch größere Rolle spielt, weiß ich jetzt. Ihr wisst oder habt es geahnt, dass das Training für mich oft frustrierend war: Die lange Fahrt, das lange Training, während die Hunde im Auto frieren, nachdem sie schon den ganzen Tag alleine waren und am nächsten Tag wieder alleine sein würden und dann ein kurzer Trail, der nicht so läuft wie erwartet. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, mit welch schlechtem Gefühl ich manchmal nach Hause gefahren bin. Die Zeit, das Geld (beides gebe ich grundsätzlich gerne für eine Sache, hinter der ich stehe, wie z.B. für die Staffel) und dann läuft’s einfach schlecht. Das baut zwangsläufig äußerst kontraproduktiven Druck auf. Denn mitmachen und mit einem Ziel trailen wollte ich immer. Und so habe ich ab einem gewissen Punkt permanent mit mir gehadert: Du willst das, aber Dein Hund „macht nicht mit“. Für häufigere Trainings mit mehr Motivation reicht aber meine Zeit nicht. Das ist einfach auf Dauer sch… Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, was das alles soll: Ich investiere Zeit und Geld (neben dem oben genannten und darüber hinaus zwei Dinge, von denen ich dauernd mehr bräuchte), damit ich nach dem Training unzufrieden nach Hause fahre, mache mir und damit Sabu Druck und stehle Euch die Zeit und Kapazität für ein besseres Mensch-Hund-Team? Das kann’s doch nicht sein. Doch mit der Staffel aufzuhören, hätte bedeutet, auch mit dem Trailen aufzuhören. So war es eine schwere Entscheidung, die mir zu guter Letzt ein wenig erleichtert wurde. Um denn eventuell aufkommenden Gerüchten zuvorzukommen: Ich begehe „Hochverrat“. Vor zwei Wochen war ich zum ersten Mal bei Lynn – ja, bei Lynn - zum Trailen [...]. Was soll ich sagen? Das Training ist klasse. Viel Motivation, kurze knackige Firetrails, dazwischen ordentlich was zum Nachdenken, zwei bis drei Durchgänge pro Training … es macht Spaß – sowohl mir als auch Sabu. Zwar gibt es kein langfristiges Ziel (die Einsatzfähigkeit), und das fehlt mir durchaus, aber dafür fällt auch der Druck weg. Und das tut gut. Anders kann ich es nicht sagen. Daß sich alles so entwickelt hat, tut mir sehr leid. Ich hatte bezüglich der Staffel andere Pläne und Hoffnungen. Aber die Lektion, die ich anscheinend lernen sollte, ist wohl: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So ist halt das Leben. Und schmunzelnd sage ich: Beim nächsten Hund wird alles anders ;-) Aber obwohl sich für das Staffel-Trailen meine Hoffnungen bezüglich Sabu nicht erfüllt haben, bin ich dennoch stolz, was ich ansonsten mit ihr erreicht habe. Wer ihre Geschichte nachlesen möchte, kann dies tun: http://kulturhund.blogspot.com/. So oder so danke ich Euch allen sehr für die vielen schönen Stunden, für Eure Mühe und Engagement mit uns, @Martina: Dir nochmal besonders für die „Nachhilfestunde“ in Sachen Aggressivität. Ich habe viel gelernt, gestaunt, Faszination erfahren und war froh, (zumindest zeitweise) Teil eines großen Ganzen sein. Und so es tut mir wirklich leid, als aktives Mitglied aufzuhören. Wenn Ihr kein Problem damit habt, dass ich woanders trainiere, würde ich gerne in den Helferstatus wechseln, um zumindest passiv dabei zu bleiben. [...] So, das war ein langes Statement, aber jetzt ist es raus. Viele Grüße Chris"

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